Auf den Spuren der NS-Erziehung: Besuch auf der Ordensburg Vogelsang

In Verlauf der Unterrichtsreihe „Erziehung im Nationalsozialismus“, besuchten die GK- und LK- Pädagogikschüler der Q2 gemeinsam mit ihren Lehrern Fr. Laabs und Hr. Barkschat am 12.09.19 die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang im Nationalpark Eifel. Die Anlage gilt als  größte bauliche Hinterlassenschaft des Nationalsozialismus in Deutschland und diente der NSDAP zwischen 1936 und 1939 als Schulungsstätte des NSDAP-Führungsnachwuchses. Ein Teil der in Vogelsang ausgebildeten Verwaltungselite, die propagandistisch als „Junker“ bezeichnet wurde, war während des Krieges als „Gebietskommissare“ in besetzten Gebieten maßgeblich verantwortlich für die Erfassung, Deportation und Ermordung der dortigen jüdischen Bevölkerung.
Der Projekttag „Ein Teil sein“ thematisierte hauptsächlich die Erziehungsziele- und Methoden, die auf Burg Vogelsang gelebt wurden. Besonders durch detaillierte Beschreibungen und Original- Fotoaufnahmen konnten die Referenten den Zeitgeist der damaligen Zeit für die Schülerinnen und Schüler einfangen. Die Pädagogikschüler durchliefen den Tagesablauf eines damaligen Schülers und besichtigten die Schlaf- und Aufenthaltsräume sowie die Sportanlagen. Durch Erfahrungsberichte wurde schnell deutlich, dass die damaligen Schüler zur Härte und Disziplin erzogen wurden und kein Raum für Individualität blieb. Die Erziehung zur Härte konnten die Pädagogikschüler förmlich spüren, als sie den steilen Hang von den Sportstätten hinauf zu den Mannschaftsräumen und weiter hinauf zu den Speisesälen gehen mussten, denn das hierarchische System spiegelte sich auch in der Architektur der Burganlage wider.
Aber auch erlebnispädagogische Elemente wurden in den Projekttag integriert; die Schülerinnen und Schüler des Pädagogikkurses machten hier vor allem positive Erfahrungen mit den erlebnispädagogischen Elementen im Hinblick auf die eigene Gruppe. Mit Spaß lösten sie die Aufgaben und zeigten, dass sie als Team hervorragend zusammenarbeiten und sich konstruktiv und selbstreflexiv mit Fragestellungen auseinandersetzen können. Die gleichen erlebnispädagogischen Maßnahmen dienten allerdings zur Zeit des Nationalsozialismus‘ der Manipulation Jugendlicher sowie der bedingungslosen Akzeptanz und aktiven Unterstützung des Führerprinzips. Die Mutproben spielten immer mit dem Nervenkitzel, eigene Grenzen zu überwinden und Schmerzen auszuhalten. Zur Teilnahme waren die „Junker“ gezwungen und jede Möglichkeit das Erlebte reflektierend zu verarbeiten wurde unterbunden. So ließ sich mit dem gleichen reformpädagogischen Ansatz ein völlig anderes Erziehungsziel und auch ein völlig anderes Menschenbild verwirklichen, wenn nur ein paar „Spielregeln“ geändert wurden.  Von den NS Regeln befreit, war es den Kursen aber möglich, Erziehung in diesem historischen Kontext kritisch zu reflektieren und ein Bewusstsein für Manipulationsprozesse zu entwickeln.

Eindrücke des Ausfluges